Sind Allergien vererbbar?
Allergien sind weit verbreitete Gesundheitsprobleme, von denen Millionen Menschen weltweit betroffen sind. Sie treten auf, wenn das Immunsystem überreagiert und harmlose Substanzen wie Pollen, Tierhaare oder Nahrungsmittel als Bedrohung einstuft und daraufhin Abwehrreaktionen auslöst. Diese Überempfindlichkeit kann von leichten Beschwerden wie Niesen oder Hautausschlägen bis hin zu schwerwiegenden und sogar lebensbedrohlichen Reaktionen reichen.
Eine häufig gestellte Frage ist, ob Allergien vererbbar sind, also ob die Neigung zu allergischen Reaktionen genetisch von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden kann.
Hierzu ist bekannt, dass sowohl genetische Faktoren als auch Umweltfaktoren bei der Entstehung eine Rolle spielen. Obwohl Allergien nicht im klassischen Sinne direkt vererbt werden, kann die Anfälligkeit dafür von den Eltern an die Kinder genetisch weitergegeben werden.
Es handelt sich hierbei um eine Vielzahl von Genen, die das Immunsystem und seine Reaktionsfähigkeit beeinflussen. Ein wichtiger Aspekt bei der Vererbung ist jedoch, dass die Art der Allergie nicht zwangsläufig von den Eltern übernommen wird. Ein Kind, dessen Eltern beispielsweise gegen Pollen allergisch sind, kann also stattdessen eine Nahrungsmittelallergie entwickeln.
In diesem Artikel lernst Du mehr darüber, welche die häufigsten Allergien sind und was es mit der genetischen Veranlagung auf sich hat. Ebenso gehen wir auf den Zusammenhang mit der Epigenetik ein.
Was sind die häufigsten Allergien?
Zu den häufigsten Allergien zählt der sogenannte Heuschnupfen. Dieser betrifft weltweit Millionen von Menschen. Der Hauptauslöser sind Pollen, die von Pflanzen wie Bäumen oder Gräsern produziert werden. Diese werden durch den Wind verbreitet und gelangen in die Atemwege.
Eine Pollenallergie äußert sich oftmals durch häufiges Niesen, eine laufende oder verstopfte Nase sowie tränende Augen.
Ebenfalls weit verbreitet sind Nahrungsmittelallergien. Während einige Unverträglichkeiten gegen Lebensmittel im Kindesalter auftreten und mit der Zeit wieder verschwinden, bleiben andere oft lebenslang bestehen.
Zu den häufigsten Allergenen gehören:
- Erdnüsse,
- Milch,
- Eier,
- Weizen,
- Soja und
- Schalentiere.
Die Symptome können mild bis schwer sein und umfassen Hautreaktionen wie Nesselsucht, Magen-Darm-Beschwerden oder sogar Luftnot. Eine lebensbedrohliche Reaktion erfordert sofortige medizinische Behandlung.
Weitere häufig auftretende Allergien sind diese:
- Hausstaubmilbenallergie: Die winzigen Hausstaubmilben ernähren sich von abgestorbenen Hautzellen und sind hauptsächlich in Matratzen, Kissen, Bettdecken, Teppichen und Polstermöbeln zu finden. Die Allergene befinden sich in den Exkrementen und Körperteilen der Milben, die in den Hausstaub gelangen. Die Symptome ähneln denen der Pollenallergie.
- Tierhaarallergie: Eine Tierhaarallergie kann sich in jedem Alter entwickeln, auch wenn Du vorher problemlos mit Tieren zusammengelebt hast. Die Allergene können auch an Orten auftreten, an denen keine Tiere leben, da sie leicht durch Kleidung oder Luftzirkulation transportiert werden.
- Kontaktdermatitis: Kontaktallergien treten meist bei Personen auf, die beruflich regelmäßig mit Chemikalien oder anderen potenziell allergenen Substanzen in Berührung kommen. Auslöser sind Metalle wie Nickel, Latex, Duftstoffe und Konservierungsmittel in Kosmetika oder Chemikalien in Reinigungs- und Desinfektionsmitteln.
- Insektengiftallergie: Eine Insektengiftallergie kommt weniger häufig vor, allerdings können die Reaktionen sehr schwerwiegend sein. Während eine normale Reaktion auf einen Insektenstich oft nur leichte Schwellungen verursacht, kann eine allergische Reaktion zu Atemnot und in extremen Fällen zu einem anaphylaktischen Schock führen. Wird eine Person mit Insektengiftallergie gestochen, sollte sofort ein Notarzt verständigt werden.
Sind Allergien vererbbar?
Wenn ein oder beide Elternteile Allergien haben, besteht ein höheres Risiko, dass auch die Kinder allergisch reagieren. Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig, dass der Nachwuchs dieselben Unverträglichkeiten entwickelt wird wie die Eltern.
Vielmehr wird eine allgemeine Veranlagung für eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Allergene vererbt, also eine Tendenz, auf Umweltfaktoren mit einer Überreaktion des Immunsystems zu reagieren.
Diese Tendenz wird als „atopische Veranlagung“ bezeichnet und kann als eine Art genetisches Gedächtnis des Immunsystems angesehen werden, das durch die Vererbung der elterlichen Gene und ihrer immunologischen Reaktionen weitergegeben wird.
Dabei geht es nicht darum, dass eine spezifische Allergie von den Eltern direkt vererbt wird, sondern dass das Immunsystem des Kindes anfälliger für Überreaktionen auf harmlose Substanzen wie Pollen, Hausstaubmilben oder bestimmte Nahrungsmittel ist.
Ist ein Elternteil betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind eine Allergie entwickelt, bei etwa 30 Prozent. Wenn beide Elternteile allergisch sind, steigt das Risiko auf circa 60 Prozent.
Dabei gibt es unterschiedliche Ausprägungen von Allergien. Treten diese im Kindes- oder Jugendalter auf, kann es zudem sein, dass diese mit der Zeit wieder verschwinden.
In den letzten Jahrzehnten hat die Häufigkeit von Allergien zugenommen. Dies deutet darauf hin, dass nicht nur die Gene allein entscheidend sind, sondern auch Umweltbedingungen die Aktivierung dieser genetischen Veranlagung beeinflussen.
In einigen Fällen könnten epigenetische Mechanismen oder genetische Modifikationen die Art und Schwere der allergischen Reaktionen verstärken oder verändern.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Allergien und Epigenetik?
Die Epigenetik hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, auch im Zusammenhang mit der Entstehung von Allergien.
Sie kann eine Erklärung dafür bieten, wie Umwelteinflüsse sowie der Lebensstil die Aktivität der menschlichen Gene verändern können, ohne dabei die genetische Sequenz zu beeinflussen. Diese epigenetischen Mechanismen regulieren, welche Gene aktiv sind und welche nicht.
Schadstoffe oder ungesunde Ernährungsweisen können folglich epigenetische Veränderungen hervorrufen, die das Immunsystem auf Dauer beeinträchtigen. Diese Veränderungen können das Immunsystem empfindlicher machen.
Besonders in der frühen Kindheit spielt dies eine große Rolle, da die Exposition gegenüber Allergenen in dieser Phase das Immunsystem langfristig prägen kann. Wird das Immunsystem in dieser sensiblen Phase nicht ausreichend trainiert, kann es später stärker auf harmlose Substanzen reagieren.
Ein zentrales Konzept ist dabei die epigenetische Vererbung, nach der die Umwelt nicht nur die Person selbst, sondern auch zukünftige Generationen beeinflussen kann. Dies geschieht durch epigenetische Modifikationen, die durch äußere Faktoren wie Ernährung oder Umweltgifte ausgelöst werden.
Obwohl die DNA selbst unverändert bleibt, können diese Modifikationen an die Nachkommen weitergegeben werden. Dieser Prozess wird als transgenerationale Epigenetik bezeichnet.
Ein weiteres faszinierendes Forschungsgebiet ist die Epigenetik bei Zwillingen. Diese geht davon aus, dass selbst bei identischen Genen epigenetische Veränderungen dazu führen können, dass einer der Zwillinge eine Allergie entwickelt, während der andere keine Symptome zeigt.
Möchtest Du mehr über epigenetische Modelle erfahren, kann sich eine Ausbildung zum Coach für Epigenetik von HealVersity lohnen. Diese Ausbildung vermittelt tiefere Einblicke in die komplexen Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt und zeigt, wie sich diese auf die Gesundheit auswirken.
Dabei lernst Du, wie epigenetische Prozesse das individuelle Wohlbefinden beeinflussen und wie Du dieses Wissen in der Praxis anwenden kannst, um Dir selbst oder anderen Menschen zu helfen, den Lebensstil positiv zu verändern.
Wie kannst Du vorbeugen?
Die Vorbeugung ist ein wichtiger Schritt, um die Lebensqualität zu verbessern und das Risiko von allergischen Reaktionen zu minimieren. Obwohl auch genetische Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung von Allergien spielen, gibt es viele Maßnahmen, die Du ergreifen kannst, um das Risiko zu senken.
Als Strategien zur Prävention eignet sich beispielsweise dieses Vorgehen:
- Haushalt sauber halten: Hausstaubmilben vermehren sich besonders gut in warmen, feuchten Umgebungen, wie sie in Betten, Teppichen und Polstermöbeln zu finden sind. Ratsam ist es, Deine Bettwäsche mindestens einmal pro Woche bei hohen Temperaturen zu waschen und Teppiche nach Möglichkeit zu vermeiden. Das Lüften der Räume und die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit tragen ebenfalls dazu bei, Staubmilbenwachstum zu verhindern.
- Frühe Immunstärkung: Eine übermäßig saubere Umgebung in der Kindheit kann das Immunsystem unterfordern. Kinder, die in ländlichen Gebieten aufwachsen, sind beispielsweise häufig weniger anfällig für Allergien. Das liegt daran, dass ihr Immunsystem von klein auf an verschiedene Allergene gewöhnt wird und dadurch lernt, zwischen schädlichen und harmlosen Stoffen zu unterscheiden. Besonders hilfreich ist es außerdem, Kinder viel in der Natur spielen zu lassen, um das Immunsystem zu trainieren.
- Gesunde Ernährung: Eine abwechslungsreiche Ernährung ist entscheidend für die Unterstützung des Immunsystems. Beispielsweise haben Omega-3-Fettsäuren, die in Rapsöl enthalten sind, entzündungshemmende Eigenschaften und fördern die gesunde Funktion des Immunsystems. Für Babys ist Muttermilch nicht nur eine Quelle für essentielle Nährstoffe, sondern enthält auch Antikörper, die dem Kind helfen, sein Immunsystem zu entwickeln.
- Nicht rauchen: Zigarettenrauch enthält eine Vielzahl schädlicher Chemikalien, die das Immunsystem schwächen und Entzündungen fördern. Auch das Passivrauchen kann zu Atemwegsproblemen und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Asthma und Allergien führen. Schwangere Frauen, die rauchen oder Zigarettenrauch ausgesetzt sind, erhöhen zudem das Risiko, dass ihr Kind bereits im Mutterleib geschädigt wird. Eine rauchfreie Umgebung ist für Erwachsene, aber insbesondere für Kinder wichtig.
Kann die Psyche eine Allergie verstärken?
Interessant ist die Theorie, dass die Psyche körperliche Probleme verstärken kann. Das Zusammenspiel zwischen psychischem Stress und körperlichen Reaktionen wird immer intensiver erforscht.
In diesem Zusammenhang zeigen die Epigenetik und Psychologie, dass die Lebensumstände und traumatischen Erlebnisse Gene verändern können. Es ist denkbar, dass beispielsweise die Unfähigkeit, ein Trauma zu verarbeiten, das Immunsystem schwächt und hierdurch wiederum eine erhöhte Sensibilität für Allergene gefördert wird.
Auch wenn alles zu viel wird, weil Du unter chronischem Stress oder emotionaler Überforderung leidest, gerät Dein Immunsystem in eine Art Dauerstress. Solche Belastungen führen dazu, dass der Körper vermehrt Stresshormone wie Adrenalin ausschüttet.
Diese haben kurzfristig die Funktion, den Körper in Alarmbereitschaft zu versetzen, um auf Bedrohungen zu reagieren. Bei anhaltendem Stress bleibt der Körper in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit. Das kann langfristig negative Auswirkungen auf das Immunsystem haben.
Umgekehrt kannst Du psychologische Effekte nutzen, um Dein körperliches Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Statt Angst vor dem nächsten Allergieschub zu haben und es zum Beispiel zu vermeiden, nach draußen zu gehen, kannst Du versuchen Dinge zu machen, die Deinem Körper guttun.
Aufgrund einer Pollenallergie auf Spaziergänge oder Sport zu verzichten, wirkt sich vermutlich negativ auf Deine Psyche aus. Suche daher nach Wegen, wie Du dennoch gesund leben kannst.
Nutze etwa die frühen Morgenstunden, in denen noch nicht so viele Pollen herumfliegen, oder melde Dich in einem Fitnessstudio an. Höre dabei auf Deinen Körper. Wird die Aktivität zu belastend, solltest Du aufhören. In den meisten Fällen ist jedoch trotz Einschränkungen ein aktiver Lebensstil möglich, auch wenn Allergien vererbbar sind.