Ist Demenz vererbbar?
Bei Demenz handelt es sich um ein komplexes Krankheitsbild, das weit über die bloße Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung hinausgeht. Sie betrifft verschiedene Bereiche des Lebens, von der persönlichen Selbstständigkeit bis hin zu sozialen Interaktionen. Die Symptome können in ihrer Ausprägung und Reihenfolge variieren, was die Diagnose und den Verlauf der Erkrankung erschwert. Da Demenz vererbbar sein kann, haben viele Angehörige der Betroffenen Angst, die Symptome selbst zu spüren.
Ein zentrales Merkmal ist dabei der Gedächtnisverlust, der oft schleichend beginnt. Demente Personen haben zunächst Schwierigkeiten, sich an kürzlich erlebte Ereignisse zu erinnern.
Sie verlieren im Laufe der Zeit auch den Zugang zu wichtigen Lebensereignissen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese Veränderungen haben nicht nur Auswirkungen auf sie selbst, sondern auch auf ihre Familien.
Die Vererbbarkeit der Krankheit ist auch ein bedeutendes Forschungsthema. Bestimmte genetische Varianten können das Risiko einer Erkrankung erhöhen.
Daneben können umweltbedingte Faktoren sowie der persönliche Lebensstil eine Rolle spielen. In diesem Zusammenhang finde die Epigenetik zunehmend Beachtung im Bereich der Wissenschaft.
In diesem Artikel möchten wir zunächst näher erläutern, was Demenz ist und welche Anzeichen typisch für die Krankheit sind. Anschließend gehen wir näher auf den Aspekt der Vererbbarkeit ein und welche Rolle die Epigenetik hierbei spielen kann.
Zuletzt betrachten wir genauer, wie epigenetische Veränderungen womöglich über mehrere Generationen hinweg Einfluss auf die Gesundheit von Menschen nehmen können.
Demenz: Was ist das?
Demenz ist ein Oberbegriff für eine Reihe von Erkrankungen, welche das Gehirn betreffen und in der Regel zu einem fortschreitenden Verlust von kognitiven Fähigkeiten führen. Sie tritt meist im höheren Alter auf, kann aber auch jüngere Menschen betreffen.
Wesentliche Merkmale sind:
- Gedächtnisverlust: Gedächtnisprobleme sind oft eines der ersten und auffälligsten Anzeichen. Betroffene vergessen zunächst vor allem kürzlich erlebte Ereignisse, Gespräche oder erlernte Informationen. Dies kann zum Beispiel dazu führen, dass sie wiederholt dieselben Fragen stellen. Im Laufe der Zeit schreitet der Gedächtnisverlust voran und betrifft auch lang zurückliegende Ereignisse. Betroffene erinnern sich immer weniger an wichtige Lebensabschnitte oder enge Beziehungen.
- Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben: Betroffenen fällt es zunehmend schwerer, Alltagsaktivitäten durchzuführen. Dinge wie das Zubereiten von Mahlzeiten oder das Führen eines Telefongesprächs werden zu komplexen Herausforderungen. Manchmal wird dann zum Beispiel beim Kochen vergessen, den Herd auszuschalten. Dies führt dazu, dass die Betroffenen immer stärker auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
- Orientierungslosigkeit: Ein weiteres Anzeichen ist das Problem, sich zeitlich und räumlich zu orientieren. Betroffenen kann es auch schwerfallen, sich an den aktuellen Tag oder das Jahr zu erinnern. Zudem kann es passieren, dass sie selbst in vertrauter Umgebung den Weg nicht mehr finden. In schweren Fällen kann es passieren, dass die Betroffenen versuchen, wegzulaufen oder sich in völlig unbekannten Gebieten wiederfinden, ohne zu wissen, wie sie dorthin gelangt sind.
- Sprachstörungen: Im Laufe der Erkrankung treten bei Menschen mit Demenz oft Sprachprobleme auf. Sie haben dann Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder verwenden Wörter falsch. Manchmal beginnen sie ein Gespräch, wissen dann jedoch nicht mehr, worüber sie reden wollten. Diese Kommunikationsprobleme können nicht nur für die Betroffenen, sondern auch das soziale Umfeld belastend sein und zu Missverständnissen führen.
Ist Demenz vererbbar?
Es ist schon länger bekannt, dass psychische Erkrankungen vererbbar sein können. Auch Demenz kann in einigen Fällen vererbt werden, jedoch ist dies abhängig von der spezifischen Form.
Viele Demenzformen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel von genetischen, umweltbedingten und altersbedingten Faktoren, das nach wie vor Gegenstand vieler Forschungen ist.
Doch obwohl das Risiko, an Demenz zu erkranken, bei bestimmten Formen durch genetische Veranlagung erhöht sein kann, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass eine Person die Krankheit entwickeln wird.
Alzheimer ist eine der häufigsten Formen der Erkrankung, von der auch eine seltene, familiär bedingte Art bekannt ist. Diese begeht auf genetischen Mutationen, die die Gene APP, PSEN1 und PSEN2 betreffen. Personen mit diesen Mutationen haben ein höheres Risiko, die Krankheit zu entwickeln. Zudem treten die ersten Symptome oft noch vor dem 65. Lebensjahr auf.
Während die Gene sowie das fortschreitende Alter als Risikofaktor für den Ausbruch der Erkrankung nicht veränderbar sind, kannst Du andere Dinge aktiv beeinflussen:
- Bildung und geistige Aktivität: Die geistige Stimulation spielt eine wichtige Rolle bei der Prävention. Menschen mit höherem Bildungsniveau haben tendenziell ein geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken. Regelmäßige geistige Aktivitäten, wie das Lösen von Rätseln oder das Erlernen neuer Fähigkeiten, können dazu beitragen, die geistige Gesundheit zu erhalten.
- Schlaf: Die Qualität des Schlafes ist ebenfalls relevant für die Aufrechterhaltung der Gesundheit. Unzureichender oder gestörter Schlaf kann die Gehirnfunktion beeinträchtigen, denn eine gute Schlafqualität ist wichtig für die Gedächtnisbildung. Menschen, welche unter Schlafstörungen leiden oder Schlafapnoe haben, sollten diese Probleme behandeln lassen.
- Lebensstil: Ein aktiver Lebensstil, der regelmäßige körperliche Bewegung einschließt, gilt als gutes Instrument im Rahmen der Vorsorge. Bewegung verbessert die Herz-Kreislauf-Gesundheit und kann die Durchblutung des Gehirns fördern. Eine gesunde Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist, kann ebenfalls das Risiko für die Krankheit senken.
Welche Rolle spielt die Epigenetik?
Der Zusammenhang zwischen Demenz und Epigenetik beleuchtet verschiedene Umweltfaktoren und deren Einfluss auf unsere Gene genauer.
Lange Zeit wurde angenommen, dass neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz hauptsächlich auf genetische Faktoren zurückzuführen sind. Mittlerweile steht in der Forschung jedoch auch zur Debatte, dass epigenetische Mechanismen eine Rolle spielen könnten.
Epigenetische Modifikationen, wie die DNA-Methylierung und Histonmodifikationen, steuern die Genexpression. Diese kann womöglich wiederum das Risiko für Demenz beeinflussen. Stress, Umwelteinflüsse und persönliche Erfahrungen können folglich bewirken, dass bestimmte Gene mehr oder weniger aktiv sind, was sich langfristig auf Deine Gesundheit auswirken kann.
Insbesondere in Krisenzeiten, wenn alles zu viel wird, können solche Umweltfaktoren über epigenetische Mechanismen dauerhafte Veränderungen in der Funktionsweise des Gehirns bewirken.
Diese epigenetischen Veränderungen können im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko stehen, neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder andere Formen der Demenz zu entwickeln. Um weitere Erkenntnisse auf diesem Forschungsgebiet zu gewinnen, werden im Bereich der Epigenetik Zwillinge manchmal gezielt als Studienteilnehmer genutzt.
Diese Beispiele zeigen, dass mit dem epigenetischen Modell breite Erklärungsansätze gewonnen werden können, sodass eine Brücke zwischen epigenetischen Mechanismen, genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren geschlagen werden kann.
Genetische Modifikationen bilden das Fundament, während die Lebensbedingungen für epigenetische Mechanismen verantwortlich sind und womöglich mitbestimmen, ob und wie stark bestimmte Gene aktiviert werden.
Unter diesem Gesichtspunkt können präventive Ansätze wie das Verarbeiten eines Traumas eine relevante Rolle spielen, um den Verlauf der Demenz zu beeinflussen.
Die epigenetische Weitergabe von Demenz
Beachtet werden sollte auch die Option der epigenetischen Vererbung oder transgenerationalen Epigenetik, bei der epigenetische Modifikationen über Generationen hinweg weitergegeben werden können.
Das bedeutet, dass nicht nur Du den Einflüssen der Umwelt ausgesetzt bist, sondern sich die in Deinem Körper vollziehenden epigenetischen Veränderungen unter Umständen auf Deine Kinder auswirken könnten.
Dieses Phänomen wird als genetisches Gedächtnis bezeichnet und könnte erklären, warum die Nachkommen von Menschen, die schwere Traumata erlebt haben, ein höheres Risiko für psychische und neurodegenerative Erkrankungen haben.
Zu diesem Thema ist jedoch noch weitere Forschung nötig, um zu sicheren wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen.
Dies gilt auch für die Verbindung zwischen Epigenetik und Psychologie. Psychische Belastungen können den epigenetischen Annahmen zufolge die Genexpression verändern und auf diese Weise langfristig die kognitive Gesundheit beeinträchtigen.
Menschen, die über lange Zeit Stress erleben, tragen also möglicherweise epigenetische Veränderungen davon, die ihr Risiko und das ihres Nachwuchses für Demenz erhöhen. Mehr über diese möglichen Zusammenhänge erfährst Du bei der Ausbildung zum Coach für Epigenetik von HealVersity.
Die Qualifizierung ermöglicht es Dir, die Zusammenhänge in der Epigenetik besser zu verstehen, eigene Gesundheitsstrategien zu entwickeln und präventiv zu handeln.
Für Personen, die sich davor fürchten, dass Demenz vererbbar ist, kann die Sichtweise auf die Krankheit aus der Epigenetik heraus neue Perspektiven eröffnen. Statt die genetische Veranlagung als unveränderliches Schicksal zu sehen, kannst Du versuchen, das Risiko für den Ausbruch der Krankheit durch die Beeinflussung Deiner Umwelt zu senken.
Entsprechende Strategien können etwa eine gesunde Ernährung, das Erlernen von Techniken zum Stressmanagement sowie geistige Aktivitäten umfassen. Beschäftigungen wie Rätseln, Schachspielen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten können beispielsweise helfen, das Gehirn aktiv zu halten.