Sind psychische Erkrankungen vererbbar?
Seelische Krankheiten sind vielfältig und betreffen Millionen von Menschen weltweit. Auch in Deutschland leiden viele Menschen unter Depressionen, Angststörungen und anderen seelischen Krankheiten. Eine häufige Frage ist deshalb, ob psychische Erkrankungen vererbbar sind. Eine Antwort darauf liefert Dir dieser Artikel.
Dabei gehen wir auch auf epigenetische Aspekte – wie das epigenetische Gedächtnis – ein. Dieses beschreibt, wie bestimmte Erlebnisse möglicherweise im Erbgut gespeichert werden und Auswirkungen auf nachfolgende Generationen haben könnten. Diese transgenerationale Weitergabe erfolgt durch epigenetische Modifikationen, die die Aktivität von Genen verändern, ohne die DNA-Sequenz selbst zu beeinflussen.
Bist Du von einer seelischen Erkrankung betroffen, solltest Du Dich nicht davor scheuen, Dir Hilfe zu suchen. Je eher Du mit einer Therapie beginnst, desto besser. In vielen Städten und Gemeinden gibt Beratungsstellen, die sich auf seelische Gesundheit spezialisiert haben.
Diese Einrichtungen bieten eine niederschwellige Anlaufstelle für Menschen, die noch unsicher sind, ob sie eine langfristige Therapie benötigen, oder die einfach einen ersten Gesprächspartner suchen.
Beratungsstellen bieten häufig kostenlose oder kostengünstige Beratungsgespräche an, die von geschulten Psychologen oder Sozialarbeitern geführt werden.
Gleichzeitig hast Du jederzeit die Option, Dich an einen Arzt zu wenden, eine psychiatrische Klinik oder psychosomatische Ambulanz aufzusuchen. Diese bieten sowohl stationäre als auch ambulante Therapien, etwa in Form einer Tagesklinik, an.
Was sind häufige seelische Erkrankungen?
Zu den häufigsten seelischen Krankheiten gehören Depressionen, die durch anhaltende Gefühle von …
- Traurigkeit,
- Hoffnungslosigkeit,
- Schlafstörungen,
- Erschöpfung,
- Konzentrationsproblemen und
- Interessenverlust
geprägt sind.
Betroffene erleben häufig
Wenn alles zu viel wird, verkriechen sie sich zu Hause und haben keinen Antrieb mehr, Dinge zu erledigen oder ihren Interessen nachzugehen.
Eine weitere weitverbreitete Gruppe psychischer Störungen sind Angststörungen. Menschen mit Angststörungen erleben übermäßige Angst und Sorge. Dadurch wird das alltägliche Leben beeinträchtigt.
Die Gründe für die Entwicklung einer Angststörung können sehr vielfältig sein. Manche Betroffene haben beispielsweise Probleme, ein Trauma zu verarbeiten. Bei Heranwachsenden kann sich aufgrund von Mobbing eine Angststörung entwickeln. Bei einer Verhaltenstherapie sollen die Betroffenen lernen, ihre Ängste zu bewältigen.
Weitere häufig auftretende seelische Krankheiten sind:
- Bipolare Störung: Bei der bipolaren Störung wechseln die Betroffenen zwischen extremen Hoch- und Tiefphasen. In den manischen Phasen erleben sie übermäßige Energie, Euphorie und Impulsivität, während die depressiven Phasen von Antriebslosigkeit und tiefer Traurigkeit geprägt sind. Diese Stimmungswechsel können schwerwiegende Auswirkungen auf das soziale und berufliche Leben haben.
- Schizophrenie: Bei einer Schizophrenie ist Denken, Fühlen und Verhalten stark beeinträchtigt. Typische Symptome sind Halluzinationen, Wahnvorstellungen und desorganisiertes Denken. Betroffene haben Schwierigkeiten, zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden.
- Posttraumatische Belastungsstörung: Die posttraumatische Belastungsstörung entwickelt sich oft nach extrem belastenden oder traumatischen Erlebnissen wie Gewalt, Krieg oder Unfällen. Betroffene erleben Flashbacks, Albträume und emotionale Taubheit. Viele vermeiden Situationen, die an das Trauma erinnern.
Sind seelische Erkrankungen vererbbar?
Seelische Krankheiten entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Diese können je nach Person und Erkrankung unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Ein nicht zu verachtender Einflussfaktor ist die genetische Veranlagung. Menschen, deren Familienangehörige beispielsweise an Depressionen, Angststörungen oder bipolaren Störungen leiden, haben folglich ein erhöhtes Risiko, selbst eine seelische Erkrankung zu bekommen.
Die folgenden Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle:
- Neurobiologische Faktoren: Die Chemie des Gehirns kann die seelische Gesundheit beeinflussen. Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin steuern Stimmung, Emotionen und Stressverarbeitung. Ein Ungleichgewicht dieser Botenstoffe kann negative Folgen haben. Auch strukturelle Veränderungen im Gehirn werden in Zusammenhang mit seelischen Störungen gebracht.
- Falsche Verhaltensmuster: Seelische Krankheiten können auch durch erlernte Verhaltensmuster entstehen. Menschen, die in ihrer Kindheit keine gesunden Strategien zum Umgang mit Stress oder Emotionen gelernt haben, sind als Erwachsene anfälliger für seelische Probleme. Negative Denkweisen, wie das ständige Grübeln, verstärken oft das Risiko, an Depressionen oder Angststörungen zu erkranken. Diese Denkmuster werden und erfordern therapeutische Hilfe, um sie zu ändern.
- Hormone: Auch hormonelle Veränderungen können die Entstehung von seelischen Störungen beeinflussen. Besonders Frauen erleben während bestimmter Lebensphasen, etwa der Schwangerschaft oder den Wechseljahren, hormonelle Schwankungen. Diese können zu Stimmungsveränderungen oder Depressionen führen.
Psychische Erkrankungen vererbbar: Welchen Einfluss kann Epigenetik haben?
Gene allein sind selten die Ursache für eine seelische Erkrankung – sie erhöhen lediglich die Anfälligkeit. Umweltfaktoren und Lebensumstände spielen eine entscheidende Rolle dabei, ob eine Erkrankung ausbricht. Chronischer Stress und traumatische Erlebnisse gehören zu häufigen Auslösern.
Besonders belastende Ereignisse in der Kindheit, wie Missbrauch, Vernachlässigung oder der Verlust nahestehender Personen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, später zu erkranken. Auch traumatische Erlebnisse im Erwachsenenalter können zu posttraumatischen Belastungsstörungen, Angststörungen oder Depressionen führen.
In den letzten Jahren hat sich die Forschung jedoch auch auf die Rolle der Epigenetik konzentriert, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt besser zu verstehen. Ein zentraler Aspekt dieser Forschung ist die epigenetische Vererbung, bei der Umweltfaktoren nicht nur das Individuum selbst betreffen, sondern auch dessen Nachkommen.
Das Konzept der transgenerationalen Epigenetik beschreibt sogar, wie traumatische Erfahrungen oder seelische Belastungen über Generationen hinweg weitergegeben werden können, ohne dass die DNA selbst verändert wird.
Dies geschieht durch epigenetische Mechanismen, die bestimmte Gene ein- oder ausschalten, je nach den äußeren Bedingungen, denen eine Person oder ihre Vorfahren ausgesetzt waren. Interessant sind hierbei insbesondere Studien, die die Epigenetik mit Zwillingen untersuchen.
Eineiige Zwillinge haben zwar die gleiche DNA, sind jedoch im Laufe des Lebens verschiedenen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Inwiefern die Epigenetik hierbei eine Rolle spielt, muss die Forschung jedoch noch zeigen.
Epigenetik als Schlüssel zur seelischen Gesundheit?
Die Entstehung seelischer Krankheiten ist multifaktoriell. Es gibt nicht die eine Ursache, sondern meist wirken verschiedene genetische, biologische und psychosoziale Faktoren zusammen. Während einige Menschen eine genetische Veranlagung haben, können bei anderen Personen chronischer Stress den Ausschlag geben.
Je mehr Kenntnisse über den Zusammenhang zwischen Epigenetik und Psychologie erworben werden, desto besser können seelische Krankheiten verstanden und letztendlich auch behandelt werden. Mit dem epigenetischen Modell wird versucht, die komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen.
Ebenso wird zunehmend auch die Möglichkeit von genetischen Modifikationen diskutiert, die in der Zukunft möglicherweise genutzt werden könnten, um das Risiko für seelische Krankheiten zu reduzieren oder gezielt zu behandeln.
Bisher sind noch viele Fragen im Bereich der Epigenetik offen. Dennoch kannst Du das bisher erworbene Wissen nutzen, um Dein Leben zu verbessern oder sogar anderen Personen zu helfen. Dies gelingt mit der Ausbildung zum Coach für Epigenetik von HealVersity.
Die Ausbildung vermittelt ein tieferes Verständnis darüber, wie epigenetische Mechanismen unser Verhalten und unsere mentale Gesundheit beeinflussen und wie durch gezielte Lebensstilveränderungen die negativen Auswirkungen epigenetischer Veränderungen gemindert werden können.
Dieser ganzheitliche Ansatz könnte zukünftig dazu beitragen, auch Deine seelische Gesundheit langfristig zu verbessern. Der Schlüssel liegt jedoch vor allem darin, die individuellen Risikofaktoren zu erkennen.
Anlaufstellen bei einer seelischen Erkrankung
Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten bei seelischen Krankheiten. Der erste Schritt zur Heilung besteht oft darin, sich jemandem anzuvertrauen – sei es einem Arzt, einem Therapeuten oder einer nahestehenden Person aus dem Freundes- beziehungsweise Familienkreis.
Konkrete Anlaufstellen sind unter anderem:
- Hausärzte: Ein erster Schritt für viele Betroffene ist der Besuch beim Allgemeinarzt. Dieser führt eine erste Anamnese durch und kann auf diese Weise körperliche Ursachen ausschließen, die eventuell ähnliche Symptome hervorrufen. Bei Bedarf überweist er den Patienten an einen Psychotherapeuten, Psychiater oder eine spezialisierte Klinik. Da viele Menschen ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Hausarzt haben, fällt es oft leichter, sich ihm anzuvertrauen.
- Psychotherapeuten und Psychiater: Psychotherapeuten sind Experten, die seelische Krankheiten durch Gesprächstherapien behandeln. Sie wenden verschiedene Therapieformen an, etwa kognitive Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Verfahren. Während die Psychotherapie auf längere Sicht darauf abzielt, Denkmuster und Verhaltensweisen zu verändern, bieten Psychiater medizinische Unterstützung durch die Verschreibung von Medikamenten wie Antidepressiva. Die Kombination aus Therapie und Medikamenten ist oft die wirksamste Methode, um seelische Krankheiten nachhaltig zu behandeln.
- Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen können eine wertvolle Unterstützung darstellen. Diese bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und in einem geschützten Rahmen über die eigenen Erfahrungen zu sprechen. Der Austausch in einer Gruppe vermittelt das Gefühl, nicht allein zu sein und von Menschen verstanden zu werden, die ähnliche Probleme durchleben und sich fragen, inwiefern psychische Erkrankungen vererbbar sind.
- Krisentelefon: In akuten Fällen können Betroffene jederzeit bei der Telefonseelsorge anrufen. Hier finden sie rund um die Uhr Hilfe in schwierigen Lebenslagen.