Acidum Phosphoricum: Wofür wird es angewendet?
Unglücklich im Job, aber keine Alternative in Aussicht? Jeder Lifecoach kennt von seinen Klienten oder aus eigener Erfahrung Situationen im privaten oder beruflichen Bereich, in denen sich ein Gefühl der mentalen Erschöpfung breit macht, weil einfach alles zu viel wird.
Darunter leidet nicht nur das aktuelle Wohlbefinden, sondern auch die Lebensqualität im Allgemeinen. In der Homöopathie kommt hier häufig Acidum Phosphoricum für die Psyche, meist in Form von Globuli als Stimmungsaufheller, zum Einsatz, um die Beschwerden zu lindern.
Acidum Phosphoricum: Was ist das?
Acidum Phosphoricum nimmt eine besondere Stellung in der homöopathischen Medizin ein. Das Mittel basiert auf Phosphorsäure, die als Energieträger eine wichtige Rolle im menschlichen Stoffwechsel spielt. Dementsprechend wird es häufig bei Anzeichen geistiger und körperlicher Erschöpfung eingesetzt.
Was ist Acidum Phosphoricum?
Acidum Phosphoricum ist eine andere Bezeichnung für Phosphorsäure (H3PO4). In ihrer reinen Form ist diese farb- und geruchlos, kann jedoch in konzentrierter Form stark ätzend wirken. Phosphorsäure ist in der Lebensmittelindustrie weit verbreitet, wo es als Säuerungsmittel mit der E-Nummer 338 zum Einsatz kommt.
Es dient unter anderem dazu, Verfärbungen von Lebensmitteln zu verhindern und schützt Öle und Fette davor, ranzig zu werden. Phosphorsäure findet sich zum Beispiel in Säften, Iso- und Cola-Getränken, aber auch in Eis oder Fisch. Ebenso spielt Phosphorsäure eine wichtige Rolle in der chemischen Industrie und wird zum Beispiel bei der Herstellung von Düngemitteln verwendet.
In der Homöopathie wird eine stark verdünnte Form der Phosphorsäure als Heilmittel eingesetzt. Die homöopathische Anwendung beruht auf dem Prinzip, dass die Symptome, die eine Substanz in großen Mengen hervorrufen kann, durch die Gabe geringer Dosen verringert werden können.
Geschichte von Acidum Phosphoricum in der Homöopathie
Die Geschichte von Phosphoricum Acidum reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück, als Samuel Hahnemann (1755-1843), der Begründer der Homöopathie, mit verschiedenen Substanzen experimentierte und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper und Geist untersuchte.
Zu diesen Substanzen gehörte auch Phosphorsäure, die sich als wirksam bei der Behandlung von Erschöpfungszuständen, emotionaler Belastung und mangelnder Energie erwies.
Basierend auf seinen Untersuchungen hat Hahnemann sogar ein spezielles Verfahren zur Herstellung von Phosphoricum Acidum aus der Phosphorsäure entwickelt. Im Laufe der Jahrzehnte erwies sich Acidum Phosphoricum für die Psyche als sehr beliebtes homöopathisches Mittel, das sich immer weiter verbreitete. Heute wird es in verschiedenen Potenzen verwendet, um eine breite Palette von Symptomen und Zuständen zu behandeln.
Anwendungsgebiete und Indikationen von Acidum Phosphoricum
In der Homöopathie wird Phosphorsäure in verschiedenen Anwendungsgebieten eingesetzt, die häufig mit mentaler Erschöpfung und psychischer Überforderung zu tun haben. Die häufigsten Anwendungsgebiete werden im Folgenden näher beschrieben.
1. Körperliche und geistige Erschöpfungszustände
Ein Anwendungsbereich des Homöopathikums ist körperliche Erschöpfung. Diese kann aus verschiedenen Situationen und Zuständen resultieren, zum Beispiel aus einer Krankheit, die mit einem starken Flüssigkeitsverlust einhergeht.
Typische Beispiele hierfür sind Magen-Darm-Erkrankungen mit Durchfall oder Fieber-Erkrankungen mit starkem Schwitzen. Phosphoricum Acidum kann hier ergänzend zur Primärbehandlung verabreicht werden, um Begleiterscheinungen wie Schwächegefühle, Frieren, Schwindel oder Kreislaufprobleme zu lindern.
Neben der körperlichen Erschöpfung gibt es die mentale Erschöpfung. Sie zeigt sich unter anderem in Lustlosigkeit bis hin zur Apathie. Oft fühlen sich die Betroffenen zu schwach, um Gefühle gegenüber ihren Mitmenschen zu zeigen. Geistige Erschöpfung kann verschiedene Ursachen haben und insbesondere die Folge einer Überarbeitung sein, aber auch durch emotionale Trauer- oder Schockzustände ausgelöst werden.
2. Emotionale Trauer- und Schockzustände
Emotionale Trauerzustände können verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel Liebeskummer, Heimweh, existenzielle Sorgen, Kränkungen oder Ärger. Sie zeigen sich unter anderem durch eine tiefe Traurigkeit oder Apathie, die so stark sein kann, dass die Betroffenen nur noch wenig oder gar nicht mehr am alltäglichen Leben teilnehmen.
Oft erleben sie Gefühle der Gleichgültigkeit gegenüber Situationen oder Menschen, die ihnen vorher wichtig waren. Viele Betroffene berichten außerdem von mangelnder Energie und Motivation, begleitet von einer starken Müdigkeit.
Phosphoricum Acidum soll dabei helfen, die Intensität der negativen Emotionen abzumildern und die Verarbeitung der Erlebnisse zu unterstützen. Besonders geeignet ist das Mittel für Fälle, in denen neben der emotionalen Belastung auch Zeichen körperlicher Erschöpfung vorliegen.
3. Kopfschmerzen und Schlafstörungen
Typische Anwendungsgebiete von Phosphorsäure in der Homöopathie sind erschöpfungsbedingte oder in Folge von Überanstrengung auftretende Kopfschmerzen und Schwindel. Die Beschwerden sind oft gegen Abend besonders stark, können aber auch tagsüber auftreten.
Die anhaltende Schwäche und Erschöpfung führt nicht selten zu einem anhaltenden Gefühl der Müdigkeit oder sogar Schläfrigkeit. Dennoch fällt es vielen Betroffenen nicht leicht, abends bzw. nachts ein- und durchzuschlafen, was die tagsüber empfundene Erschöpfung noch verstärkt – ein Teufelskreis.
Hinzu kommt: Schlafprobleme gehen meistens mit Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen einher.
4. Konzentrationsstörungen und Gedächtnisschwäche
In der homöopathischen Praxis wird Phosphorsäure auch bei kognitiven Beeinträchtigungen wie Konzentrationsproblemen und Gedächtnisschwäche eingesetzt. Das Mittel gilt als besonders hilfreich für Personen, die sich aufgrund von Stress oder Erschöpfung schlecht konzentrieren können und deshalb auch Probleme beim Merken und Erinnern von Informationen haben.
Manchmal sind die Denkprozesse auch insgesamt verlangsamt und es stellt sich ein Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber Aufgaben oder Aktivitäten ein, die normalerweise für den Betroffenen von Interesse wären.
Weitere mögliche Anwendungsgebiete Acidum Phosphoricum
Neben den bereits genannten Bereichen gibt es noch weitere mögliche Anwendungsgebiete, die auch häufig in einem Persönlichkeitscoaching zur Sprache kommen, in denen Phosphoricum Acidum eventuell helfen kann.
Hierzu gehören:
- Antriebsschwäche
- Lustlosigkeit (auch sexuelle Unlust)
- Konzentrationsprobleme
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- Apathie
Achtung: Halten diese Zustände länger an, kann es sich auch um Anzeichen für eine Depression handeln. Deshalb sollten diese dann unbedingt auch ärztlich abgeklärt und entsprechend medikamentös und/oder psychotherapeutisch behandelt werden.
Homöopathische Mittel mit ähnlicher Wirkungsweise
Es gibt noch einige andere homöopathische Mittel, denen eine ähnliche Wirkung nachgesagt wird und sich möglicherweise als Alternative oder Ergänzung zu Phosphoricum Acidum anbieten.
Hier lohnt sich der Blick auf die Details und die Einschätzung erfahrener Homöopathen, die in Abhängigkeit von den individuellen Beschwerden gezielt die passenden Globuli als Stimmungsaufheller zur Linderung der Symptome auswählen können.
Als der Phosphorsäure fast identisch gelten die folgenden homöopathischen Mittel:
- China: Das Mittel aus dem roten Chinarindenbaum ist ein klassisches Homöopathikum zur Behandlung körperlicher Schwäche, die durch einen starken Flüssigkeitsverlust hervorgerufen wurde. Dies kann nach Durchfall oder Blutverlust der Fall sein, aber auch durch starkes Schwitzen oder Stillen. Anders als Acidum phosphoricum ist China jedoch nicht geeignet, um mentale oder seelische Erschöpfung abzumildern.
- Ignatia: Das Mittel wird üblicherweise bei Gefühlen der Trauer eingenommen, die durch Sorgen, Kränkungen und andere seelische Verletzungen hervorgerufen wurde. Auch nervlich bedingte Leiden können durch Ignatia behandelt werden. Im Unterschied zur Phosphorsäure liegt der Fokus dabei aber nicht auf der mentalen Erschöpfung.
- Sepia: Auch dieses klassische homöopathische Mittel wird gerne bei Gefühlen innerer Leere, Ausgebranntsein und Überforderung gegeben. Auch wenn sich dazu eine Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen zeigt, kann Sepia die richtige Wahl sein. Ansonsten gilt es als “Frauenmittel”, weil es vor allem bei Menstruationsbeschwerden und gesundheitlichen Problemen mit den weiblichen Geschlechtsorganen zur Anwendung kommt.
Tipps zur Anwendung und Dosierung
Nach den homöopathischen Grundsätzen ist das Mittel in verschiedenen Potenzen und Darreichungsformen verfügbar. Üblich ist bei der Selbstbehandlung eine Anwendung mit niedrigen Potenzen von D6 und D12, die in Form von Globuli, Tropfen oder Tabletten eingenommen werden können. Für die Wirkungsweise macht die Darreichungsform in der Regel keinen Unterschied; Du kannst sie nach Deiner persönlichen Präferenz auswählen.
Üblich ist eine Anwendung anfangs dreimal täglich. Sobald sich die ersten Erfolge zeigen und sich die Beschwerden bessern, kannst Du die Anwendungshäufigkeit auf zweimal täglich und dann auf einmal täglich verringern, bis die Beschwerden komplett verschwunden sind und die Behandlung beendet werden kann. Anders als die Anwendungshäufigkeit ist die Höhe der empfohlenen Dosierung altersabhängig.
Empfohlene Dosierung für Kinder
Für Säuglinge (bis 12 Monate) ist ein Globulus und für Kleinkinder (bis zu 3 Jahren) sind zwei Globuli zu empfehlen. Diese können einfach in die Backe der Kinder geschoben werden, wo sie sich auflösen.
Alternativ ist es aber auch möglich, das Mittel in Form von Tropfen oder Tablettenanteilen zu verabreichen, die zur leichteren Einnahme zunächst in einer entsprechenden Menge Wasser aufgelöst und dann über die Trinkflasche verabreicht werden. Etwas ältere Kinder können jeweils drei Globuli einnehmen.
Empfohlene Dosierung für Erwachsene
Für Erwachsene liegt die übliche Dosierung bei fünf Globuli. Das entspricht fünf Tropfen oder einer ganzen Tablette.
Hinweis: Sollten sich die Beschwerden als besonders hartnäckig erweisen, kann eine höhere Potenz (z. B. C30) möglicherweise sinnvoller sein. Hierzu solltest Du jedoch – falls Du nicht über entsprechendes Wissen aus einer Homöopathie-Ausbildung oder einer ähnlichen Weiterbildung (z. B. Lebenscoach oder Epigenetik Coach Ausbildung mit Zusatz Homöopathie) verfügst – einen erfahrenen Homöopathen um Rat fragen.
Bei einer Verschlechterung der Symptomatik, die über mehrere Tage anhält, ist ein Abbruch der Behandlung anzuraten.
Tipps zur Anwendung
- Mindestens 15 Minuten vor der Einnahme solltest Du weder etwas essen noch trinken noch rauchen.
- Nutze für die Einnahme des Mittels (egal ob als Globuli, Tropfen oder aufgelöste Tabletten) Plastiklöffel anstatt Löffel aus Metall.
- Verzichte auf stark riechende ätherische Öle (z. B. Menthol, Latschenkiefer) während der Anwendung.
- Vermeide unmittelbar nach der Anwendung den Verzehr von Minze, Kaffee und Alkohol.