Epigenetik Eizellspende: Ein Einblick in die molekularen Mechanismen

Epigenetik Eizellspende

Bei einer Eizellspende erhält eine Frau, die selbst keine gesunden, befruchtungsfähigen Eizellen produzieren kann, die Eizelle einer Spenderin. Diese wird mit dem Samen des Partners der Empfängerin befruchtet und in deren Gebärmutter eingepflanzt. Allerdings ist die Spende von Eizellen nicht überall erlaubt.

Hier erfährst Du, wie die aktuelle Rechtslage in Deutschland und anderen EU-Staaten aussieht, was die Eizellspende mit epigenetischen Veränderungen zu tun hat und welche potenziellen Vorteile und Risiken es gibt. Erfahre in diesem Artikel mehr zum Thema “Epigenetik Eizellspende“!

Epigenetik Eizellspende: Die Rechtslage in Deutschland und Europa

Die Rechtslage zum Thema Eizellspenden ist in den Ländern der EU sehr unterschiedlich.

Während sie beispielsweise in …

  • Spanien,
  • Frankreich,
  • Österreich,
  • Belgien,
  • den Niederlanden,
  • Schweden und anderen europäischen Ländern erlaubt ist,

ist sie in Deutschland und Luxemburg nach wie vor verboten.

Embryonenschutzgesetz in Deutschland

Die aktuelle Rechtslage ist eindeutig: Seit 1990 verbietet das Embryonenschutzgesetz die Spende von Eizellen in Deutschland und das aus mehreren Gründen. Zum einen ist die Spende von Eizellen sowohl für die Spenderin als auch für die Empfängerin mit erheblichen medizinischen Risiken verbunden.

Zum anderen gab es Bedenken hinsichtlich der Identitätsfindung eines Kindes, das mit einer gespendeten Eizelle gezeugt wurde. Zudem kann die geteilte Mutterschaft nicht nur dem kulturellen Selbstverständnis widersprechen, sondern auch zu Konflikten führen, wenn die Eizellspenderin (zu einem späteren Zeitpunkt) Interesse an dem Kind hat.

All die oben genannten Einwände gegen die Spende von Eizellen reichen Kritiker zufolge jedoch nicht aus, um ein Verbot zu rechtfertigen. Denn sie halten es für verfassungswidrig, dass Männern im Falle einer Zeugungsunfähigkeit eine Samenspende erlaubt ist, aber Frauen im Falle einer Unfruchtbarkeit keine Eizellspende.

Auch die Sorge vor Identitätsfindungsstörungen ist Kritikern zufolge nicht überzeugend – aus dem gleichen Grund: Das Argument müsste auch für Kinder gelten, die mithilfe einer Samenspende gezeugt wurden. Einige Medizinrechtler weisen zudem darauf hin, dass das Verbot in seiner jetzigen Form viele Freiheitsrechte verletzt, wie zum Beispiel das Recht auf Familiengründung und Fortpflanzungsfreiheit.

Angesichts der zunehmenden Anzahl kritischer Stimmen will die Bundesregierung nach eigenen Angaben das Eizellspenden-Verbot nun überdenken. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat schon 2019 ein Ende des Verbots und eine zeitgemäße Gesetzgebung gefordert.

Ausblick auf Legalisierung von Eizellspenden

Medienberichten zufolge gibt es seit März 2023 in der Bundesregierung eine unabhängige Sachverständigenkommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin, die sich aus Experten verschiedener Fachrichtungen zusammensetzt.

Diese dürfen keine Auskunft über den Inhalt der Beratungen geben, aber laut einer Sprecherin des Bundesfamilienministeriums soll diese Kommission prüfen, “ob und wie die Eizellspende und die altruistische Leihmutterschaft legalisiert werden können“. Abschließende Empfehlungen sollen im Frühjahr 2024 folgen.

Ob und in welcher Form das Gesetz reformiert wird, ist noch völlig unklar. Bis dahin nutzen viele Paare die Möglichkeit der Spende von Eizellen im Ausland.

Spende von Eizellen in anderen EU-Ländern

In fast allen anderen EU-Ländern wie Österreich, Frankreich, Spanien und den Niederlanden ist die Spende von Eizellen erlaubt. Nur in Deutschland und Luxemburg gibt es noch ein Eizellspenden-Verbot.

Wer erwägt, eine entsprechende Behandlung im Ausland vornehmen zu lassen, sollte sich über die möglichen Risiken ebenso bewusst sein wie über die rechtlichen und finanziellen Aspekte, die mit der Spende von Eizellen verbunden sind.

Epigenetik und Eizellspende

1. Medizinische Risiken

Die Spende von Eizellen geht mit medizinischen Risiken einher – sowohl für die Spenderin als auch für die Empfängerin. Die Spenderin muss sich vorab einer Hormonstimulation unterziehen, die physisch und psychisch sehr belastend sein kann.

Eine Entnahme der Eizellen muss unter Narkose erfolgen, die wie bei jeder OP ebenfalls mit bestimmten Risiken verbunden ist. Für die Empfängerin bedeutet die Übertragung von mehr als einer befruchteten Eizelle das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft.

2. Rechtliche Aspekte

Die rechtlichen Aspekte von Eizellspenden im Ausland sind nicht zu unterschätzen. Fest steht: Die juristische Mutter ist die Frau, die das Kind gebärt, also in diesem Fall die Eizellempfängerin. Die genetische Mutter des Kindes ist und bleibt jedoch die Eizellspenderin. In Deutschland haben Kinder das Recht auf Kenntnis ihrer genetischen Abstammung.

In einigen Ländern sind jedoch nur anonyme Eizellspenden erlaubt. Hier können Kinder, die per Eizellspende gezeugt wurden, ihre genetische Mutter niemals kennenlernen. Auch kann die Aufbewahrungspflicht der Dokumente, welche die Daten von Spenderin und Empfängerin enthalten, je nach Land unterschiedlich ausfallen. In der EU beträgt sie mindestens 30 Jahre.

Eizellspende und Epigenetik

Eizellspenden sind eine Möglichkeit, Frauen eine Schwangerschaft zu ermöglichen, deren Eierstöcke selbst keine befruchtungsfähigen Eizellen produzieren. Das kann verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel eine verfrühte Menopause, bestimmte Erkrankungen oder Behandlungen wie eine Chemotherapie.

Anders als in Deutschland wird diese Methode der Fortpflanzungsmedizin in anderen EU-Ländern praktiziert, sodass viele betroffene Paare erwägen, diese Möglichkeit im Ausland zu nutzen. Nicht nur bei ihnen gibt es immer wieder ethische Bedenken oder Sorgen hinsichtlich der fehlenden genetischen Verbindung des Kindes zur Mutter.

Ein Argument, das in diesem Zusammenhang von einigen Kliniken hervorgebracht wird, ist die Epigenetik.

Der Einfluss der Epigenetik auf gespendete Eizellen

Epigenetik bezeichnet die Schnittstelle zwischen der Umwelt und den Genen eines Menschen. Sie entscheidet unter anderem über die Genaktivität (Genregulation) und damit auch über die Persönlichkeit und das Verhalten eines Menschen oder die Entstehung von Krankheiten.

Im Fall der Eizellspende bedeutet das, dass die Gene (im Sinne der DNA-Sequenz) des Embryos zwar ausschließlich von den leiblichen Eltern, also dem Vater und der Spenderin, stammen.

Aber auch die austragende Mutter (Empfängerin der gespendeten Eizelle) kann über die sogenannten epigenetischen Mechanismen einen Einfluss auf die Genaktivität bzw. den Genausdruck haben. Denn ihr Körper und ihr Verhalten beeinflussen die Umgebung, in der der Embryo wächst.

Wenn sie beispielsweise raucht und viel Stress hat oder sich gesund ernährt, aktiv ist und viel Sport treibt, verändert das zwar nicht die Gene des Embryos, vermutlich aber sehr wohl epigenetische Prozesse und damit auch seine Entwicklung. Anders ausgedrückt: Die austragende Mutter hat durch ihr Verhalten einen Einfluss darauf, wie der Embryo sein genetisches Material nutzt.

Früheste epigenetische Änderungen

Die erste Re-Programmierung der Methylierungsmuster erfolgt schon bei der Befruchtung, bei der Ei- und Samenzellen miteinander verschmelzen. Nahezu alle Methylierungsmuster werden dabei gelöscht – das ist nötig, um genspezifische Methylierungsmuster auszubilden, die für die Entwicklung der embryonalen Stammzellen notwendig sind. Aus den embryonalen Stammzellen entwickeln sich alle Körperzellen.

Unmittelbar nach der Befruchtung, aber auch während der ganzen intrauterinen Wachstumsphase, also in der Phase, in der sich der Embryo in der Gebärmutter befindet, ist der Organismus in seiner Entwicklung besonders sensibel gegenüber Umwelteinflüssen. Diese können Veränderungen im Epigenom verursachen, die sich auf das ganze Leben des Kindes auswirken.

In dem ersten Lebensstadium müssen die epigenetischen Markierungen der DNA zum ersten Mal etabliert werden. Die Ausbildung der ersten DNA-Methylierungsmuster ist ein notwendiger und störungsanfälliger Prozess. Wird er gestört, kann es zu gravierenden Fehlbildungen und Erkrankungen kommen.

Negative Umwelteinflüsse können hier über die Plazenta auf den Fötus einwirken – und sogar auf dessen Nachkommen. Damit kann der epigenetisch wirksame Einfluss sogar größer sein als der genetische.

Umweltfaktoren auf die Epigenetik

Einflussfaktoren aus der Umwelt

Zu den Einflussfaktoren aus der Umwelt, die Veränderungen im epigenetischen Profil eines Fötus hervorrufen können, gehören unter anderem:

  • Stress der Mutter,
  • Rauchen,
  • mangelnde Nährstoffversorgung,
  • Überversorgung sowie
  • chemische Substanzen wie Alkohol oder Drogen.

1. Stress

Forscher konnten zeigen, dass sich das DNA-Methylierungsmuster von Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft massiven Stress (durch Gewalt in der Partnerschaft) erfuhren, in deren Jugend änderte.

Dieses spezielle Muster ging mit einer erhöhten Ausschüttung des Stresshormons Kortisol einher, woraus die Forscher geschlossen haben, dass epigenetisch wirksame Veränderungen zu einer Umprogrammierung der Stressachse geführt haben.

Achtung: Solche Veränderungen können das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöhen.

2. Rauchen

Wenn schwangere Frauen rauchen, ist das aus vielen Gründen extrem schädlich für das ungeborene Kind. Neben Entwicklungsstörungen sind bei Neugeborenen von rauchenden Müttern auch epigenetische Veränderungen in Form von veränderten DNA-Methylierungsmustern zu beobachten.

Diese Veränderungen stehen mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen wie Asthma oder Allergien in Verbindung.

3. Unter- oder Überversorgung von Nährstoffen

Auch eine Unterversorgung an wichtigen Nährstoffen während der Schwangerschaft kann Veränderungen im Epigenom des Kindes zur Folge haben. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist die Untersuchung der niederländischen Kinder, die im Hungerwinter 1944/45 geboren wurden.

Im Mutterleib erlebten sie einen Mangel an wichtigen Nährstoffen, doch nach der Geburt neigten sie zeitlebens zu einem erhöhten Blutzucker- und Cholesterinspiegel, der mit einem höheren Risiko für Diabetes und Übergewicht einhergeht. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen wie Depressionen traten bei ihnen gehäuft auf.

Umgekehrt ist es im Fall einer Überversorgung, wie es in westlichen Ländern und bei starkem Übergewicht der Mütter häufig der Fall ist: Ihre Kinder sind oft hohen Konzentrationen von freien Fettsäuren, Glukose und Aminosäuren ausgesetzt, die das Risiko erhöhen, dass sie später selbst übergewichtig werden. Auch hier wird angenommen, dass epigenetische Mechanismen eine wichtige Rolle spielen.

Epigenetik Eizellspende: Langzeitfolgen für Mutter und Kind

Die Folgen epigenetischer Veränderungen, die bei einem Fötus durch Umweltbedingungen und das Verhalten der Muster auftreten, können sich lebenslang zeigen. Ein erhöhtes Erkrankungsrisiko kann bis ins hohe Erwachsenenalter bestehen bleiben und sogar auch an die dann nachfolgenden Generationen weitergegeben werden.

Allerdings sind epigenetische Modifikationen – anders als eine genetische Modifikation – nicht unumkehrbar. Durch entsprechende Verhaltensänderungen lassen sich Prägungen epigenetischer Art wieder verändern oder rückgängig machen.

Epigenetisch positive Effekte haben etwa eine gesunde Ernährung und viel Bewegung, aber auch Entspannung (zum Beispiel durch Meditation) und Musik.

In einer finnischen Studie konnten Forscher zeigen, dass sich die Genaktivität in den Zellen bei musikalisch vorgebildeten Personen durch klassische Musik verändern kann, und zwar waren bei ihnen solche Gene aktiver, die mit dem Glückshormon Dopamin, Lernen und Gedächtnis zu tun haben.

HealVersity Epigenetik

Dr. med. Manuel Burzler, Mitgründer von HealVersity, ist ein Pionier im Bereich der funktionellen Medizin und Epigenetik. Seit der Gründung im Jahr 2020 setzt er seine umfassenden Kenntnisse ein, um HealVersity an die Spitze der innovativen Gesundheitsbranche zu führen.

Unter seiner Leitung hat das Unternehmen nicht nur eine führende Rolle in der Entwicklung von Konzepten für Epigenetik-Coachings eingenommen, sondern bietet auch die erste zertifizierte Fortbildung in diesem Bereich an.

Er verbindet in seiner Arbeit Persönlichkeitsentwicklung mit medizinischer Expertise, um neue Wege für das Wohlbefinden der Menschen zu schaffen.

Dr. med. Manuel Burzler | Epigenetik-Coach
Dr. med. Manuel Burzler
Med. Experte für funktionelle Medizin & Epigenetik
Ausbilder und Gründer