Epigenetische Veränderungen: Wie kannst Du sie für Dich nutzen?
Wusstest Du, dass Deine Entscheidungen und Dein Verhalten Einfluss auf jede Deiner Zellen hat? Dies kann durch die epigenetische Veränderungen erklärt werden. Wie das alles zusammenhängt und warum das etwas mit Bienen zu tun hat, erfährst Du in diesem Artikel. Doch lass uns erst einmal mit einem Wunder anfangen…
Warum Du Viele bist
Ähnlich wie einem Bienenstock, mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bienen mit unterschiedlichen Aufgaben, ist es in unsem Körper. Er besteht aus einer Vielzahl von Zellen, die unterschiedliche Funktionen haben und zusammenarbeiten, um das komplexe System “Mensch” aufrechtzuerhalten. Findest Du es nicht auch erstaunlich und kommt es Dir auch nicht wie ein Wunder vor, dass Du aus einer Eizelle und einer Samenzelle entstanden bist.
Diese befruchtete Eizelle, Du, heißt am Anfang Zygote und nistet sich in der Gebärmutter ein, wo sie sich immer weiter teilt. Zellen bilden Verbunde, die dann wiederum zu einem Organ oder einem Körperteil werden. Dein Herz, Deine Arme und Beine und Dein Kopf entstehen. Nach neun Monaten kommst Du auf die Welt.
Innerhalb unserer 50 Billionen Zellen gibt es mehr als 200 verschiedene Arten von Zellen in Deinem menschlichen Körper, einschließlich Zellen des Nervensystems, des Herz-Kreislauf-Systems, des Immunsystems, der Haut, des Verdauungssystems und der Fortpflanzungsorgane. Jede dieser Zellen hat spezialisierte Funktionen und trägt dazu bei, Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden zu bewahren.
Deine Zellen kommunizieren miteinander und arbeiten zusammen, um komplexe Prozesse auszuführen, wie z.B. die Koordination von Bewegungen, die Verdauung von Nahrungsmitteln, die Abwehr von Infektionen oder die Reparatur von beschädigtem Gewebe. Trotz ihrer Unterschiede teilen die Zellen auch viele Gemeinsamkeiten, wie z.B. die Verwendung von DNA als Träger genetischer Informationen oder die Verwendung von Zellorganellen wie Mitochondrien oder Ribosomen, um lebenswichtige Prozesse auszuführen.
Insgesamt arbeiten die vielen Zellen in Deinem Körper zusammen, um eine komplexe, hochorganisierte und adaptive Struktur zu schaffen, die in der Lage ist, auf Veränderungen in der Umgebung zu reagieren und das Überleben des Organismus, also von Dir sicherzustellen. Bei den Bienen ist es übrigens ganz ähnlich, hier kann sich der Bienenstock auch ganz flexibel auf die Umwelt einstellen.
Woher wissen meine Zellen, was sie tun sollen?
Deine Zellen wissen, was sie tun sollen, weil sie genetische Informationen in Form von DNA mit den spezifischen Anweisungen für ihre Funktionen und Aktivitäten beinhalten. Die DNA-Moleküle in jeder Zelle sind Träger aller Informationen, die für das Wachstum, die Entwicklung und die Funktion der Zelle notwendig sind. Jede Zelle erhält Signale aus ihrer Umgebung, die ihr helfen, zu entscheiden, welche Gene sie aktivieren oder deaktivieren soll. Und hier kommt die Bienenkönigin ins Spiel, aber mehr dazu später…
Diese Signale können aus der chemischen Zusammensetzung der Umgebung oder aus Signalen von anderen Zellen stammen. Die Zellen können auch miteinander kommunizieren, um ihre Aufgaben zu koordinieren. Zum Beispiel kann das Nervensystem Signale an Zellen im ganzen Körper senden, um bestimmte Reaktionen auszulösen. Darüber hinaus gibt es auch epigenetische Mechanismen, die die Aktivität von Genen beeinflussen können, ohne die DNA-Sequenz selbst zu verändern. Solche epigenetischen Veränderungen können durch Umwelt- und Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Stress oder Krankheit ausgelöst werden und können die eigentliche Zellfunktion negativ beeinflussen.
Deine Zellen erhalten also durch ihre genetischen Informationen, Signale aus ihrem Umfeld und über andere Zellen Anweisungen, die darüber entscheiden, welche Prozesse in Gang gesetzt werden oder nicht. Ein ausgeklügelter Mechansimus, um den Anforderungen Deines Organismus gerecht zu werden.
Was wir von der Bienenkönigin lernen können
Kommen wir zur Bienenkönigin: Wusstest Du, dass alle Bienenlarven komplett gleich sind? Egal ob Arbeiterbiene, Drohne oder Bienenkönigin. Sie starten alle mit den genau gleichen Voraussetzungen. Es gibt jedoch einen entscheidenden Faktor, die eine kleine Bienenlarve zu einer Bienenkönigin macht – Gelee Royale. Nur die Bienenkönigin wird in ihrem Larvenstadium ausschließlich mit Gelee Royale versorgt und entwicklet sich deswegen zu der Königin.
Von der normalen Arbeiterbiene zur Bienenkönigin durch die Aufnahme von Gelee Royale ist ein Beispiel für epigenetische Veränderungen.
Epigenetische Veränderungen sind Veränderungen in der Aktivität von Genen, die nicht durch Veränderungen in der DNA-Sequenz selbst verursacht werden, sondern durch äußere Faktoren wie Ernährung, Umwelt oder Stress. In diesem Fall führt die spezielle Ernährung mit Gelee Royale zu einer erhöhten Konzentration des Hormons “Royalactin“, das ein Gen stimuliert, welches für die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane der Bienenkönigin verantwortlich ist.
Diese Aktivierung des Gens durch epigenetische Veränderungen führt dazu, dass die Biene ihre Entwicklung in Richtung einer Bienenkönigin vollzieht. Die epigenetische Veränderung wird auch an die Nachkommen der Bienenkönigin weitergegeben, was dazu beiträgt, die Identität der Bienenkönigin im Bienenvolk zu erhalten.
Hier bekommt das Sprichwort “Du bist was Du isst“, gleich noch viel mehr Bedeutung, oder?
Epigenetische Veränderungen – wie nehme ich durch meine Entscheidungen Einfluss auf mein System?
Dein Verhalten und Deine Umwelt, in der Du Dich entscheidest, zu leben, beeinflusst Deine Gene und somit jede Deiner Zellen. Deine Entscheidungen und auch Dein Denken kann Gene aktivieren und deaktivieren. Das hat Auswirkungen auf Deinen ganzen Körper.
Hier sind einige Faktoren, die zu einer epigenetischen Veränderung führen können und wie Du durch Deine Entscheidungen Einfluss auf Deinen Körper nehmen kannst:
- Ernährung: Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, dass bestimmte Gene aktiviert werden, die das Risiko von Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs senken können. Eine unausgewogene Ernährung kann hingegen dazu führen, dass bestimmte Gene deaktiviert werden, die für die Gesundheit wichtig wären.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität trägt dazu bei, bestimmter Gene zu aktivieren, die das Immunsystem stärken und Entzündungen reduzieren. Auch Gene, die das Gehirn vor altersbedingtem Abbau schützen, können über Bewegung stimuliert werden.
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann dazu führen, dass bestimmte Gene deaktiviert werden, die das Immunsystem schwächen und Entzündungen fördern. Eine regelmäßige Stressbewältigung durch Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga kann dazu beitragen, dass diese Gene aktiviert bleiben und Ihr Körper gesund bleibt.
- Rauchen und Alkoholkonsum: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum können dazu führen, dass bestimmte Gene deaktiviert werden, die das Risiko von Krebs, Herzerkrankungen und anderen Gesundheitsproblemen senken können.
- Schlaf: Ausreichender Schlaf ist wichtig, um bestimmte Gene aktiviert zu halten, die das Immunsystem stärken und das Gehirn gesund halten.
Insgesamt kann Deine Lebensweise also tatsächlich Einfluss auf Deine Gene und somit auf Deinen Körper haben. Durch gesunde Entscheidungen kannst Du dazu beitragen, dass bestimmte Gene aktiviert bleiben, die Deine Gesundheit fördern und damit das Risiko von Krankheiten senken.
Deep Dive Epigenetik
Deine Entscheidungen können Deine DNA nicht verändern, jedoch können sie durch den Vorgang des Anhängens oder Entfernens von Molekülen (Methylierung, Acetylierung) die Genaktivität beeinflussen. Somit beeinflusst Deine Umwelt, ob Gene abgelesen werden oder nicht, also welche Gene Einfluss auf Deinen Körper haben. Das erklärt auch, warum eine Biene Arbeiterin wird und eine andere zur Königin.
Es wird angenommen, dass Gelee Royale zur Methylierung von Genen beiträgt, die für die Entwicklung von Königinnen-spezifischen Merkmalen wie größere Größe, längere Lebensdauer und Fähigkeit zur Fortpflanzung verantwortlich sind. Außerdem soll Gelee Royale zur Acetylierung von Histonen beitragen, was wiederum zur Aktivierung von Genen führt, die für die Königin-Entwicklung wichtig sind.
MERKE: Methylierung und Acetylierung sind zwei Arten von Epigenetischen Markierungen, die die Aktivität von Genen beeinflussen können. Weil das Erbgut nicht verändert wird und Umwelteinflüsse für die Veränderung verantwortlich sind, spricht man von epigenetischer Modifikation.
DNA-Methylierung ist ein Prozess, bei dem Methylgruppen an bestimmte Bausteine der DNA gehängt werden, die Informationen tragen (Basen). Dadurch wird das zugehörige Gen deaktiviert. Es gibt jedoch verschiedene Enzyme, die diese Methylierung rückgängig machen können. Sie entfernen die Methylgruppe und aktivieren das Gen wieder.
Bei der Histonmodifikation werden entweder Methyl- oder Acetylgruppen an die Histone gehängt. Histone dienen dazu, die DNA kompakter zusammenzupacken wie ein Wollknäuel und sorgen dafür, dass sie so dicht gepackt im Zellkern untergebracht werden kann. Durch Histon-Methylierung oder -Acetylierung wird der Abstand zwischen den Histonen verändert, was letztendlich das Ablesen der Gene beeinflusst.
Nutri-Epigenetik: Welche Lebensmittel haben Einfluss auf Deine Epigenetik?
Auch in der Nutri-Epigenetik wird eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, gesunden Fetten und Proteinen ist, empfohlen. Diese Ernährungsform kann sich positiv auf die epigenetische Regulation auswirken. Besonders spannend sind bestimmte Lebensmittel, die aufgrund ihrer bioaktiven Verbindungen und Nährstoffe im Fokus der Nutri-Epigenetik stehen. Sie wirken nicht so wie Gelee Royal bei Bienen, haben aber dennoch einen positiven Einfluss auf unsere Eigenetik.
Ein Beispiel dafür sind Kreuzblütler-Gemüse wie Brokkoli, Rosenkohl und Kohl, die Sulforaphan enthalten. Sulforaphan kann dabei helfen, das Enzym HDAC (Histondeacetylasen) zu hemmen, das an der Veränderung von Genexpression beteiligt ist.
Ein weiteres Beispiel sind Beeren, die reich an Anthocyanen sind, einer Klasse von Flavonoiden, die eine starke antioxidative Wirkung haben und die DNA-Methylierung regulieren können.
Fisch und Meeresfrüchte sind ebenfalls von Interesse, da sie reich an Omega-3-Fettsäuren sind, die entzündungshemmende Eigenschaften haben und an der Regulation der DNA-Methylierung beteiligt sein können. Andere Lebensmittel, die in der Nutri-Epigenetik von Interesse sind, umfassen Kurkuma, Grüner Tee, dunkle Schokolade und Knoblauch, die alle bioaktive Verbindungen enthalten, die sich positiv auf die DNA-Methylierung und Genexpression auswirken können.
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