Epigenetik Depression: Welche Zusammenhänge werden deutlich?
Die wichtigsten Fakten zum Thema “Epigenetik Depression” zuerst:
- Die familiäre Häufung von depressiven Erkrankungen in Familien ist auffällig.
- Längere Zeit über wurden die generationsübergreifenden Erkrankungen auf genetische Besonderheiten zurückgeführt.
- Damit könnten Depressionen zu den klassischen Epigenetik Krankheiten zählen. Epigenetik und Depression hängen zusammen.
- Vor diesem Hintergrund kommt der Vorbeugung mit Blick auf Stress und Traumverarbeitung große Bedeutung zu.
Gibt es ein vererbtes Depressionsrisiko?
Depressive Erkrankungen sind häufig. Statistiken zeigen eine steigende Tendenz, mit bereits jetzt nachgewiesenen Werten von über 8 % an der Bevölkerung in Deutschland. Weltweit gehen Mediziner und Wissenschaftler von 4,4 % an der Gesamtbevölkerung aus. Die Dunkelziffer könnte hoch sein, weil nicht immer erkannt wird, dass ein Mensch depressiv ist.
Noch immer sind Wissenschaftler und Experten auf der Suche nach den Ursachen. Unter anderem auch, um die Vorbeugung und Behandlung verbessern zu können. Auffällig ist, dass sich depressive Erkrankungen in Familien häufen. Längere Zeit über hatte man diese Häufung auf genetische (erbliche) Faktoren zurückgeführt.
Jedoch konnten keine genetischen Besonderheiten bei den generationenübergreifenden Erkrankungen festgestellt werden. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse weisen vielmehr darauf hin, dass epigenetische Aspekte entscheidende Komponenten für die familiäre Häufung sein könnten.
Wissenschaftler sprechen heute bereits von einem vererbten Risiko mit intensiven epigenetischen Veränderungen. Aktuelle Erkenntnisse öffnen hier neue Wege in der Vorbeugung, Behandlung sowie Einordnung depressiver Erkrankungen.
Epigenetik Depression: Traumatische Erlebnisse und ihr Einfluss auf Gene
Du kennst bereits den Unterschied zwischen Genetik und Epigenetik. In der Genetik geht es allgemein um die Organisation der Erbinformationen im Menschen. Auf den Punkt gebracht, umfasst die Genetik den gesamten Bauplan der menschlichen Existenz.
Bei der Erforschung von Genen stießen Wissenschaftler darauf, dass Gene zwar an sich unveränderlich sind, jedoch aktiv oder inaktiv geschaltet sein können. Bestimmte Faktoren beeinflussen, ob ein Gen aktiv oder inaktiv ist. Mit diesen Phänomenen beschäftigt sich die Epigenetik.
Mit der Zeit konnten Wissenschaftler und Experten immer deutlicher erkennen, dass bestimmte Erkrankungen über Generationen auf der Basis epigenetischer Einflüsse an Nachkommen weitergegeben werden. Etwa wurden Traumata aus Hungerzeiten als Veranlagung zu Übergewicht an Kinder übertragen.
Aspekte wie das Geburtsgewicht, die Ernährung der Mutter und Stress in bestimmten Lebensphasen sind relevante Faktoren. Sie beeinflussen unter Umständen nicht nur das Leben direkter Nachkommen, sondern auch später nachfolgender Generationen.
Bei der Unterscheidung von genetischen und epigenetischen Faktoren ist ein Gedanke maßgeblich: Genetische Faktoren betreffen die Gene selbst, epigenetische deren Ablesebereitschaft. Es gibt Einflüsse von außen, die bestimmte Gene aktiv oder inaktiv schalten. Hier mehren sich Erkenntnisse, dass auch das Depressionsrisiko zumindest teilweise epigenetisch gesteuert sein könnte.
Was ist eine Depression und welche Rolle spielen Gene dabei?
Die krankhafte Gemütsstörung mit ausgeprägter Interessenlosigkeit und weiteren begleitenden Symptomen belastet Betroffene stark. Sie kann in manchen Fällen zu einer Selbstmordneigung führen. Es ist nicht immer einfach, die manifeste seelische Erkrankung von harmlosen und vorübergehenden Stimmungsschwankungen zu unterscheiden.
Begleitsymptome der Depression wie chronische Müdigkeit können zunächst in die Irre führen. Auch zeigt sich diese Gemütserkrankung nicht bei jedem Menschen auf gleiche Weise.
Charakteristisch ist die Freudlosigkeit des gesamten Lebens über einen längeren Zeitraum hinweg. Ebenso der Einfluss der Erkrankung auf den gesamten Menschen in seinem Fühlen, Denken und Handeln. Die Alltagsbewältigung fällt es sehr schwer und wird teilweise unmöglich. Die Gedanken kreisen um den Gemütszustand.
Genetische Zusammenhänge werden seit langer Zeit angenommen, weil familiäre Häufungen der Erkrankung vorkommen. Bei eineiigen Zwillingen besteht eine bis zu 50-prozentige Wahrscheinlichkeit der Erkrankung für den nicht betroffenen Zwilling, wenn der andere erkrankt ist. Bei Verwandten ersten Grades gehen Experten davon aus, dass ein bis zu 15-prozentiges Risiko für die Krankheit besteht.
Weitere Faktoren beeinflussen die Depression. Hier konnte etwa eine aktuelle Studie aus Großbritannien nachweisen, dass Übergewicht das Depressionsrisiko erheblich steigert.
Wie Gene in das Krankheitsgeschehen hinein spielen, ist immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und aktueller Studien. Bisher konnten unter anderem 44 Stellen im menschlichen Erbgut identifiziert werden, die mit der seelischen Erkrankung in Verbindung stehen.
Interessant ist dabei, dass alle Menschen mehr oder weniger Risikofaktoren in ihren Erbanlagen haben. Jeder kann potenziell depressiv werden. Hier stellte sich den Wissenschaftlern die Frage, warum einige Menschen und gehäuft Familien besonders betroffen sind. Manche erkranken und andere nicht. Epigenetische Faktoren können Antworten geben.
Epigenetik Depression: Aktuelle Erklärungsansätze für “vererbte” Depressionen
Um den möglichen Einfluss epigenetischer Faktoren auf das Depressionsrisiko zu verstehen, müssen wir nachvollziehen können, wie diese Gene ein- und ausschalten können. Es sind chemische Veränderungen, die zur Anziehung oder Abstoßung bestimmter Eiweiße (Proteine) führen. Diese epigenetischen Modifikationen sind nicht von dauerhafter Natur und können rückgängig gemacht werden.
Sie führen dazu, dass Gene aktiviert oder deaktiviert werden. Die Proteine nehmen Einfluss auf die Verpackung der Gene. Wissenschaftler sprechen davon, dass die Proteine die Genexpression vermitteln. Sie suchen nach Möglichkeiten, um mit Biohacking im positiven Sinne Gene zu aktivieren oder zu deaktivieren.
Um nachzuweisen, wie das Depressionsrisiko ewigen beeinflusst wird, müssen die biochemischen Überträger dieses Risikos identifiziert werden. Das gelang unter anderem chinesischen Forschern 2021. Sie haben im Mäuseversuch erwachsene Tiere unter Stress gesetzt und damit einen Impuls für die Entwicklung von depressionsähnlichen Zuständen gegeben.
Sie stellten fest, dass die Nachkommen dieser Mäuse ein erhöhtes Depressionsrisiko aufwiesen. Dabei gelang es ihnen auch, die chemischen Überträgerstoffe und die beteiligten Gene zu identifizieren.
Indem sie die Übertragung eines bestimmten Proteins unterbunden haben, konnten die Forscher das Depressionsrisiko für Nachkommen der gestressten Mäuse senken. Den Wissenschaftlern ist es gelungen,
Übertragungswege der epigenetischen Einflussfaktoren aufzuzeigen und in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Ebenso konnten sie aufzeigen, wie das Depressionsrisiko durch Traumata von Generation zu Generation weitergegeben wird. Diese Erkenntnisse stützen Erfahrungen, die beim Menschen beispielsweise durch Kriegstraumata im Zweiten Weltkrieg gemacht wurden.
Bei direkten Nachkommen der kriegstraumatisierten Menschen zeigten sich Stressfolgen wie eine gesteigerte Neigung zu Übergewicht durch die lang andauernden Hungerphasen der Eltern während der Kriegszeit.
Der generationsübergreifenden Trauma-Übertragung vorbeugen?
Die aktuellen Erkenntnisse machen deutlich, dass epigenetisch kaum ein Aspekt des Lebens und Lebensstils unwichtig ist. Es geht bei der Übertragung von Krankheitsrisiken auf nächste Generationen nicht nur um das klassische Epigenetik Trauma wie bei Krieg und Hunger.
Beachtenswert sind auch “weichere Faktoren“. Lebensumstände der Eltern wie Ernährung und Aufnahme von Genussgiften beeinflussen die Entwicklung von Epigenetik Krankheiten bei Nachkommen intensiv. Klassische Beispiele sind Alkohol und Nikotin in der Schwangerschaft. Dabei zählt nicht nur die Mutter. Das Rauchen des Vaters oder dessen fettreiche Ernährung können ebenfalls relevante Faktoren sein.
Mit Blick auf eine epigenetisch getriggerte Gemütsstörung ist für die Vorbeugung generationsübergreifender Beeinflussungen der Umgang mit Belastungen eine entscheidende Komponente.
Wenn bestimmte Gene ein- und ausgeschaltet werden, weil Traumata und andere Lebensumstände einwirken, so lassen sich diese Einwirkungen begrenzen. Ein bewusster Umgang mit bestimmten Belastungen könnte das Depressionsrisiko der nachfolgenden Generationen mindern und Trauma können verarbeitet werden.
Epigenetik Depression: Der achtsame Umgang mit Genregulation
Hast Du Dir schon einmal bewusst gemacht, dass verschiedene Faktoren Deines Lebensstils Folgen für Deine Nachkommen haben könnten? Die Wahrscheinlichkeit von depressiven Episoden und Symptomen Deiner Kinder steigt durch ein Epigenetik Trauma in Deinem Leben.
Nach derzeitigen Erkenntnissen beeinflusst Du durch Deine Ernährung und Deinen Lebensstil bestimmte Erkrankungsrisiken bei Deinen Kindern.
Wer sich diese Zusammenhänge bewusst macht, sucht nach Möglichkeiten, potenzielle negative genetische Einflüsse auf das eigene Leben und das nachfolgender Generationen zu minimieren. Es gibt einige Möglichkeiten dazu.
Unter dem Stichwort Biohacking fassen wir die Einflussmöglichkeiten zusammen:
- Eine Neigung zu Übergewicht kannst Du beispielsweise durch Intervallfasten positiv beeinflussen. Das Intervallfasten, kombiniert mit einer abwechslungsreichen und gesunden Ernährung, senkt potenziell auch das Risiko Deiner Kinder, Übergewicht zu entwickeln.
- Für die Genregulation ist auch interessant, wie Du mit den psychischen Belastungen des modernen Lebens umgehst. Regelmäßige Entspannung etwa durch Meditation, ausreichend Bewegung und die Verringerung bekannter Stressfaktoren setzen positive Impulse für betroffene Gene.
- Erkennst Du bei Dir selbst Merkmale für depressive Verstimmungen oder Gemütsstörungen, solltest Du diesen depressiven Entwicklungen etwas entgegensetzen. Depressiv zu sein ist kein endgültiges Urteil, das für Dein ganzes weiteres Leben gelten muss. Auch im Sinne epigenetischer Regulation solltest Du Dir professionelle Unterstützung und Hilfe sichern.
- Dein aktueller Umgang mit Belastungen des täglichen Lebens kann nachfolgende Generationen beeinflussen. Wenn Du Dir diese möglichen Folgen bewusst machst, nimmst Du etwa chronische Müdigkeit im Alltag und Dauerbelastung nicht auf die leichte Schulter.
- Du hast wenig Einflüsse auf äußere Umwelteinflüsse wie Krisen und Belastungen. Du kannst aber darauf Einfluss nehmen, wie Du auf die Belastungen reagierst und Deine Widerstandsfähigkeit stärken. Es gibt Möglichkeiten, die eigene Resilienz zu trainieren. Resilienz als psychische Widerstandsfähigkeit entscheidet darüber, ob einige Gene aktiviert oder deaktiviert werden. Das ist nicht nur für Dich interessant, sondern auch für Deine Kinder.
- Erkrankungen und Phänomene wie Übergewicht haben nicht nur einen starken Einfluss auf Deine Lebensqualität. Sie können jedoch Veranlagungen bei Deinen Nachkommen negativ beeinflussen. Immer kommt es darauf an, bei Dir selbst achtsam zu bleiben und Dich nicht als hilfloses Opfer von Entwicklungen zu sehen.
Wissen und Information als entscheidende Faktoren
Das Bewusstsein für die möglichen Auswirkungen eines belasteten Lebensstils, nicht nur auf das eigene Leben, sondern auch auf das von Nachkommen, ist noch nicht weitverbreitet. Erkenntnisse dieser Art finden nur langsam Eingang in das Allgemeinwissen.
Derzeit sind es vorwiegend beteiligte Wissenschaftler und Experten, die die Erkenntnisse verstehen und die Zusammenhänge zu epigenetischen Erkrankungen herstellen können. Hier warten neue Möglichkeiten der Epigenetik. Sie beeinflussen die Sichtweise auf bestimmte Erkrankungen und Entwicklungen, die negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.
Es ist für uns alle deshalb entscheidend, dass das Wissen um epigenetische Einflüsse und die Bedeutung epigenetischer Faktoren breite Gesellschaftsschichten erreicht. Das könnte etwa dazu beitragen, depressiven Erkrankungen den Schrecken zu nehmen und das Risiko für depressive Krankheiten zu verringern.
Epigenetik und Depressionen sind nach aktuellen Erkenntnissen enger miteinander verbunden als anfänglich gedacht. Viele Menschen könnten depressiv sein, weil sie epigenetisch unter Belastungen ihrer Vorfahren leiden.
Wenn Du zur Verbreitung dieses Wissens beitragen möchtest, könnte eine Ausbildung zum Epigenetik Coach passend für Dich sein. Epigenetik beeinflussen heißt, die Lebensqualität vieler Menschen potenziell zu verbessern und positive Impulse für Nachkommen zu setzen.